Im Jahr 2019 geht Hanni Tanners Mann routinemässig zur Darmspiegelung. Die Ärzte stellen bei ihm Darmkrebs im fortgeschrittenen Stadium fest. Metastasen haben sich bereits auf der Leber ausgebreitet. «Eine Operation war keine Option mehr», sagt Hanni Tanner. Umgehend wird mit der Chemotherapie angefangen. Diese schlägt zu Beginn gut an. Der ursprüngliche Tumor kann fast komplett zurückgedrängt werden. Jedoch sprachen die Lebermetastasten nicht gut auf die Therapie an. Nach einigen Monaten Pause muss Tanners Mann erneut zur Chemotherapie.
Der zweite Zyklus stellt für Hanni Tanners Ehemann eine zu grosse körperliche und mentale Belastung dar. Aufgrund der Therapie leiden auch seine geistigen Fähigkeiten. Er kann kaum noch klar denken und die Metastasen bilden sich trotzdem nicht zurück. Die Chemotherapie ist für ihn zu einer rein lebensverlängernden Massnahme geworden. Im April 2021 will er sie nicht mehr fortsetzen.
Hanni Tanner und ihr Mann fassen den Entschluss, im Spital Burgdorf Palliative Care in Anspruch zu nehmen. Dabei werden die beiden von der Palliativmedizinerin Dr. Barbara Affolter begleitet: «In der Palliativmedizin lautet das Motto, das Beste aus der verbleibenden Zeit zu machen. Der Fokus liegt auf der Lebensqualität», sagt Affolter. Für Hanni Tanner ist klar, dass sie die Pflege ihres Mannes wo weit möglich übernehmen will. Sie entscheidet sich deshalb für eine ambulante Palliative Care.
Die Unterstützung durch die Palliativmedizinerin gibt ihr die nötige Sicherheit dafür: «Ich wusste, da ist jemand, mit dessen Hilfe ich es schaffe». Hanni Tanner pflegt und begleitet ihren Mann ambulant mit Unterstützung von Barbara Affolter bis zu seinem Tod im März 2022. Rückblickend war es für sie die richtige Entscheidung. «Mein Mann konnte bis zum Schluss Dinge tun, die ihm viel Freude bereiteten. Wir durften auch in den letzten Monaten gemeinsam ein würdiges Leben führen.»